Textilkunde: Behalten Sie den Überblick über die wichtigsten Textilarten!
Naturfasern versus Chemiefasern
Am Anfang steht die Faser: Sie ist das Ausgangsmaterial für Garne und Gewebe, aus denen Kleidungsstücke hergestellt werden. Laut Duden ist eine Faser ein „feines, dünnes fadenähnliches Gebilde, das aus einem pflanzlichen oder tierischen Rohstoff besteht oder synthetisch erzeugt ist [und als Ausgangsmaterial für Garne und Gewebe dient]“.
Naturfasern
Pflanzlicher Ursprung
Schon vor Jahrtausenden haben die Menschen begonnen, Pflanzenfasern zur Herstellung von Kleidung zu verwenden. In Georgien entdeckten Forscher vor einigen Jahren Faserreste aus wildem Flachs, die auf ein Alter von 34.000 Jahren datiert wurden. Offenbar hatten die Frühmenschen den Flachs zu Schnüren und Seilen verarbeitet, um damit Tierhäute zusammenzunähen oder ihre Habseligkeiten auf Reisen zu Bündeln zu schnüren.
Auch heute verwenden wir pflanzliche Naturfasern für die Kleidungsherstellung: Neben Hanf, Jute oder Sisal auch Leinen (das aus den Stängeln der Flachspflanze hergestellt wird) und die überaus beliebte Baumwolle.
Tierischer Ursprung
Ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der menschlichen Bekleidung begann in der Jungsteinzeit mit der Verarbeitung von Schafswolle. Schafhirten entdeckten wohl im vierten Jahrtausend vor Christus die Wolle als idealen Rohstoff zur Herstellung von Garnen und Geweben, die sich zu Kleidungsstücken weiterverarbeiten ließen.
Fasern tierischen Ursprungs sind neben der Schafswolle zum Beispiel Kaschmir (aus den Haaren der Kaschmirziege), Angora (aus den Haaren des Angorakaninchens) oder Seide (aus den Fäden der Seidenraupe).
Chemiefasern
Mit der Herstellung von Chemie- oder Kunstfasern experimentierte erstmals ein Engländer im 17. Jahrhundert. Wirklich bedeutsam wurden Chemiefasern aber erst im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts.
Bei den Kunstfasern unterscheidet man zwischen zwei Arten: den zellulosischen und den synthetischen Fasern.
Zellulosische Chemiefasern
Der Grundstoff dieser Fasern ist pflanzlich. Wie ihr Name schon sagt, werden sie aus der Zellulose, also Holz, gewonnen. Zu ihnen zählen etwa Viskose, Modal oder Acetat.
Synthetische Chemiefasern
Zur Herstellung synthetischer Textilien werden die Grundstoffe Kohle, Erdöl und Erdgas verwendet, die in chemischen Prozessen zu Fasern umgewandelt werden. Dazu gehören unter anderem Polyester, Polyamid, Elasthan oder Polyacryl.
Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Beide Faserarten haben ihre Vor- und Nachteile und ergeben oft als Gemisch das ideale Gewebe.
„100% Baumwolle wird immer als natürlich empfunden“, erklärt unser Textil-Experte Oliver Koppitz. Angenehm sei vor allem, dass Baumwolle Schweiß gut aufnimmt.
Doch Fakt ist: ohne Chemiefasern wären zahlreiche Kleidungsstücke, an die wir uns gewöhnt haben, nicht denkbar: „In der Outdoor- und Sport-Bekleidung haben Kunstfasern stark gewonnen. Schlagwörter: atmungsaktiv, winddicht, wasserdicht!”, so Koppitz. „Das sind Eigenschaften, die reine Baumwolle so nicht bieten kann. Und in vielen Bereichen geht es entsprechend dann auch nicht ohne Kunstfasern. Anliegende Radlerhosen zum Beispiel kann man weder aus 100% Baumwolle noch in einem Gemisch aus Baumwolle und Polyester sinnvoll herstellen. Und auch Warnwesten in Leuchtfarben aus 100% Baumwolle gibt es nicht!“
Textilkunde: Das Who‘s Who der Stoffe
Bei so vielen verschiedenen Materialien kann man leicht durcheinander kommen. Damit Sie in Zukunft beim Kleiderkauf genau Bescheid wissen, geben wir Ihnen hier einen Überblick über die gängigsten Textilarten.
Naturfasern
Baumwolle:
Bilder von Baumwollpflanzen haben viele von uns schon mal gesehen: Aus den Kapseln der Baumwollpflanze quellen die stark behaarten Samen, die aussehen wie dicke weiße Wattebäusche. Der Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle war lange berüchtigt für ihren hohen Wasserverbrauch: Auf die Produktion von einem Kilogramm Baumwollstoff kommen aber in Wirklichkeit nur ca. 1.200 Liter Wasser!
Kleidungsstücke, etwa T-Shirts oder Unterwäsche, können zu 100% aus Baumwolle bestehen. Baumwollprodukte können aber auch mit anderen Faserarten wie Viskose, Leinen oder Elasthan gemischt sein. Kleidung aus reiner Baumwolle ist besonders für Allergiker zu empfehlen. Übrigens: Bei Baumwollstoffen besteht Knittergefahr. Vor allem Hemden sollten Sie gut bügeln!
Wolle
Dieser Bekleidungsstoff hat Jahrtausende auf dem Buckel, aber hat noch immer nicht ausgedient. Denn Wolle ist nicht nur unempfindlich gegen Schmutz und knittert kaum, sondern hält auch kuschelig warm. Woll-Lieferant Nummer eins ist das Schaf. Doch auch die feinen Haare von Angora-Kaninchen, Alpakas, Kaschmirziegen und anderen Tieren dürfen laut Textilkennzeichnungsgesetz als Wolle bezeichnet werden.
Ein besonderer Fall ist die Schurwolle: So darf nur Wolle bezeichnet werden, die von lebenden Tieren gewonnen (geschoren) wurde und lediglich einen minimalen Anteil an Fremdfasern enthält. Besonders Mäntel und Sakkos sind mit einem Wollanteil gearbeitet.
Seide
Der edelste unter den Stoffen. Der Maulbeerspinner, eine gezüchtete Seidenraupe, ist der Hersteller von echter Seide. Denn diese wird aus den Kokons der Raupe gewonnen – der Faden ist sage und schreibe rund 1000 Meter lang!
Seide ist wegen verschiedener Eigenschaften sehr beliebt: Zum einen ist sie im Sommer wie im Winter angenehm zu tragen, da sie bei Hitze kühlt und bei Kälte wärmt. Zum anderen ist sie sehr reißfest, gibt Hautfeuchtigkeit nach außen ab und besitzt eine schöne glänzende Oberfläche.
Ihr größter Nachteil: Nach wie vor ist Seide eines der teuersten Textilien! Außerdem ist dieses Textil ein echtes Sensibelchen und alles andere als pflegeleicht. In Verbindung mit Schweiß, Parfüm oder Deo kann der Stoff sogar brüchig werden oder vergilben.
Leinen
Schon in der Jungsteinzeit trugen die Menschen Kleidung aus Leinen. Gewonnen wird die Leinenfaser aus der Flachspflanze. Allerdings ist die Herstellung von Leinen aufwendig, der Stoff daher teuer.
Leinen zeichnet sich durch seine sehr glatte Oberfläche aus, durch die es einen matten Glanz erhält. Es verschmutzt und fusselt kaum, ist strapazierfähig und gibt Feuchtigkeit gut ab. Weil es stark knittert und ein eher steifer Stoff ist, enthalten Kleidungsstücke aus Leinen häufig Anteile aus Baumwolle oder Chemiefasern.
Chemiefasern
Viskose
Viskose ist die Natürliche unter allen Kunstfasern, denn ihr Grundmaterial ist Zellulose aus Holzarten wie Buche, Bambus oder Eukalyptus. Ein sehr aufwendiges chemisches Verfahren lässt aus der Zellulose Viskosefasern entstehen.
Besondere Eigenschaften der Viskose sind die Feinheit ihrer Fasern (10 bis 15 µm Durchmesser) und ihre gute Feuchtigkeitsaufnahme, die sie zu einem sehr hygienischen Stoff macht. Weil Viskose so seidig glänzt und zudem weich und fließend fällt, wird sie auch „Kunstseide“ genannt. Allerdings ist sie auch sehr knitteranfällig und nicht formbeständig.
Viele unserer Produkte enhalten einen Viskose-Anteil, der ihnen ein angenehmes Tragegefühl verleiht:
Schon gewusst? Auch einer der ältesten Verpackungskunststoffe, nämlich Cellophan®, ist ein Viskose-Produkt.
Modal
Wie die Viskose ist auch Modal eine sogenannte Regeneratsfaser, das heißt, auch diese Kunstfaser wird aus Cellulose hergestellt. Modal zeichnet sich durch seine hohe Elastizität und Festigkeit sowie durch seine gute Saugfähigkeit aus. Außerdem ist der Stoff hautfreundlich und atmungsaktiv und kommt deswegen „hautnah“ zum Einsatz: etwa bei Unterwäsche, Bett- und Schlafwäsche.
Bei uns finden Sie auch Produkte, die mit Modal gearbeitet sind, zum Beispiel diese Wäscheartikel:
Elasthan
Das Besondere an der Kunstfaser Elasthan ist seine hohe Elastizität und Dehnbarkeit – um bis zu 700% kann es gedehnt werden und nimmt danach wieder seine Ausgangsform an. Außerdem ist es sehr reißfest und gut waschbar, allerdings scheuerempfindlich. Eine bekannte Elasthan-Marke ist Lycra©.
Gerade in der Übergrößen-Mode stehen Materialien mit Elasthan für höheren Tragekomfort. Etwa Hosen mit Elasthan-Anteil „gehen bei Bewegungen besser mit, der Bund dehnt sich beim Sitzen und die Hose hält über den Tag besser die Form“, erklärt Bigtex-Experte Oliver Koppitz. Egal ob Jeans oder Jogginghose – Elasthan sorgt für die nötige Dehnbarkeit:
Polyester
Die Chemiefaser Polyester, die aus Säuren und Alkohol gebildet wird, ist sehr vielseitig – sie kommt in Fleece- und Mikrofaser-Produkten ebenso zum Einsatz wie als Futterstoff oder Oberbekleidung. Seit 1947 wird sie industriell gefertigt und ist die meistproduzierte synthetische Faser.
Vorteile der Polyesterfasern sind beispielsweise, dass sie leicht und elastisch, aber dabei reißfest und strapazierfähig sind. Wird Polyester mit anderen Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle gemischt, behalten diese Mischungen auch bei Feuchtigkeit besser ihre Form und knittern kaum. Weil Polyester schnell trocknet und kaum Feuchtigkeit aufnimmt, ist er außerdem das ideale Material für Sportbekleidung.
Übrigens: „Artikel mit einem Mix aus 60 bis 85% Baumwolle und 15 bis 40% Polyester sind heute Standard“, erklärt Oliver Koppitz. „Durch Polyester bleiben Textilien mehr in Form und die Farbe hält auch länger. Unbeliebt ist der Stoff, weil sich viele Menschen an den Polyester der 60er- und 70er-Jahre erinnern.“ Aber keine Sorge: Bei einem Polyesteranteil von 15 bis 40% im T-Shirt-Stoff besteht nicht die Gefahr, dass Sie verstärkt schwitzen oder sich gar unangenehmer Schweißgeruch bemerkbar macht.
Kunstleder:
Kunstleder ist die preiswerte Alternative zu echtem Leder und findet auch bei Tierschützern Gefallen. Lederimitate gibt es in allen Variationen, vom Nappaleder- bis zum Velourslederimitat. Ihre Grundlage können entweder Naturfasern, wie Baumwolle, oder synthetische Fasern sein. Außerdem sind Lederimitate mit einer Kunststoffschicht aus weichem PVC oder Polyurethan überzogen.
Bei bigtex.de finden Sie zum Beispiel Lederjacken aus Kunstleder im coolen Biker-Look:
Die Bigtex-Tipps zur Textil-Wahl
Nun haben Sie einen Überblick über die Welt der Textilien erhalten. Sind Sie trotzdem unsicher, welches Material Sie beim Kleidungskauf wählen sollen? Dann hat bigtex.de ein paar Tipps für Sie:
- Das ist die Devise: Probieren – testen – wohlfühlen!
- Abgesehen von Allergikern empfehlen wir auch Skeptikern ein Baumwoll-Polyestergemisch zu testen und sich selbst davon zu überzeugen.
- Wer auf Funktion steht, sollte beachten: atmungsaktiv funktioniert nur, wenn alle Schichten atmungsaktiv sind. Bleibt der Schweiß zum Beispiel im Unterhemd aus Baumwolle hängen, so hat das atmungsaktive Polo nur geringe Chancen, Schweiß und Wärme zu transportieren. Funktionskleidung empfehlen wir für den Alltag eher selten.
- Im Sommer werden überwiegend leichte Materialien bevorzugt – zumeist reine Baumwolle oder Mischgewebe mit einem nicht zu großen Anteil an Polyester. Generell, auch im Winter, werden bei Sweatern Materialien bevorzugt, welche von innen nicht angeraut sind. Denn angeraute Textilien fühlen sich zu warm und zu schwer an.
- In den letzten Jahren sehr wichtig geworden und fast schon ein „Must-have“: atmungsaktive Materialien bei Jacken oder Sportbekleidung!
Wollen Sie es noch genauer wissen? Dann lesen Sie Oliver Koppitz‘ Textil-Empfehlungen für Ihren Alltagslook:
- Unterwäsche aus Baumwolle oder (bei Pants) mit bis zu 5% Elasthan
- Socken mit einem straffen Gummi sind ein No-Go. Sie schnüren zu stark an der Wade ein und verursachen Druckstellen.
- Hosen in großen Größen mit Elasthan-Anteil
- Shirts aus 100% Baumwolle oder mit einem Polyesteranteil von bis zu 40%. Diese sind auch leichter zu pflegen – gerade im Sommer wird häufiger gewaschen als im Winter, weil man sich öfter mal umzieht.
- Hemden aus 100% Baumwolle (vorzugsweise bügelfrei oder bügelleicht). Unser Tipp: Ein T-Shirt unter dem Hemd ist im Sommer ideal: Das wirkt zwar erstmal wie “ich habe zu viel an”, aber das T-Shirt saugt den Schweiß auf und das Hemd bleibt länger frisch.
- Bei Jacken gilt: Geschmackssache! Eine Jacke aus leichter Baumwolle ist ideal zum “drüber werfen”; wasserdichte Jacken empfehlen sich gegen einen Schauer an Sommertagen. Oder Sie ziehen einfach eine Weste über das Shirt, wenn es am Abend mal frischer wird…
Übrigens:
Infos zu den Wäschesymbolen und Tipps zur richtigen Pflege Ihrer Textilien finden Sie in unserer Textilpflegeanleitung.
Viel Freude an Ihren Textilien wünscht Ihnen Ihr Bigtex-Team!
Bilder:
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