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Unterwegs auf großem Fuß – darauf müssen Sie achten

große Füße in kleinen Schuhen

Das richtige Schuhwerk zu finden, ist vor allem bei großen Größen keine leichte Aufgabe – doch ein gut sitzender Schuh ist unverzichtbar.

Übergröße ist nicht gleich Übergröße

Die Definition von Jacken oder Hosen in großen Größen fällt anhand der Konfektionsgröße denkbar einfach. Doch im Bereich der Schuhe „fehlt eine transparente Klassifizierung, die das individuelle Gewicht aufgreift“, erklärt Kay Zimmer. Seit bereits über zehn Jahren hilft der Geschäftsführer und Gründer von Schuhplus – Schuhe in Übergrößen Menschen mit übergroßen Füßen bei der Bestimmung der richtigen Schuhgröße, und erleichtert mit seinem breiten Sortiment die Suche nach modischem Schuhwerk.

Gut sitzendes Schuhwerk ist essentiell für Füße und Gesundheit:

„Ein sehr großes Risiko geht von schlecht sitzendem Schuhwerk und Druckstellen aus, weil die Schuhe zu klein sind oder zu harte Kappen haben“, weiß Georg Wessels. Der Inhaber des Schuhhauses Wessel zählt gleich drei Guinness-Weltrekordhalter mit den größten Füßen zu seinen Kunden und hält damit den Rekord als Hersteller der weltweit größten Konfektionsschuhe.

Georg Wessels betont neben der Länge auch die Relevanz von Weite und Breite des Fußes zur Ermittlung der Schuhgröße – vor allem bei erhöhter Belastung des Fußes durch Übergewicht: „Übergewichtige sollten darauf achten, dass die Schuhe auf jeden Fall lang genug, aber auch breit genug – auf keinen Fall jedoch zu breit – sind, und keine dauerhaften Druckstellen verursachen.“

Von Zehenspitze bis Fersenballen: Die Fußlänge

Ist im Alltag von der Schuhgröße die Rede, ist eigentlich die Fußlänge gemeint. Die Spannweite von der Zehenspitze bis zum letzten Ende der Ferse ist das am häufigsten verwendete Maß beim Schuhkauf.

Fußlänge

Die Fußlänge erstreckt sich vom großen Zeh bis zum Fersenende.

Männerfüße gelten ab einer Länge von 30 Zentimetern als übergroß. Ab der entsprechenden Schuhgröße von 47 gestaltet sich der Schuhkauf im Einzelhandel daher mühsam. Erfolgsversprechender ist die Suche bei Spezialgeschäften oder Online-Shops für Übergrößen, die ausgewählte Modelle bis zu einer Schuhgröße von 54 führen.

Zur Bestimmung der tatsächlichen Schuhlänge anhand der Fußlänge empfiehlt Kay Zimmer die Faustregel: „Fußlänge plus 0,5 bis 1,0 Zentimeter Freiraum. Dies ist die ideale Größe, um dem Fuß einen noch besseren Grad der Stabilität und die Nutzung spezieller Einlegesohlen zu ermöglichen.“ Aus Ihrer Fußlänge können Sie anschließend Ihre Schuhgröße ganz einfach mit einem entsprechenden Online-Tool berechnen.

Vom großen über den kleinen Zeh und wieder zurück: Die Fußweite

Ein weiteres wichtiges Maß zur Angabe der Schuhgröße ist die Fußweite – auch Ballenmaß genannt. Dieses gibt an, wieviel Platz der Fuß im Schuh hat, um sich auszubreiten. Zu dessen Bestimmung wird der Fußumfang entlang der Ballenlinie gemessen, die sich zwischen großem und kleinem Zeh erstreckt.

Die Fußweite wird in den Größen ABC angegeben, wobei ab den Größen K-M von einer Überweite gesprochen wird. Welcher Fußweite Ihrem Ballenmaß entspricht, erfahren Sie in dieser Weitentabelle. Sollten Sie auch in Spezialgeschäften nicht fündig werden, schaffen weitenverstellbare Modelle (zum Beispiel mit Klettverschlüssen) Abhilfe.

Fußweite

Zur Messung des Ballenmaßes legen Sie das Maßband ausgehend vom großen Zeh einmal um den Fuß.

Zwischen großem und kleinem Zeh: Die Fußbreite

Auch bekannt als Spann – anders als den Umfang in der Weite, gibt die Fußbreite die Breite des Fußes an seiner breitesten Stelle an. Diese messen Sie an der Ballenline zwischen großem und kleinem Zeh auf der Fußsohle.

Die Angabe der Fußbreite erfolgt in den Einheiten schmal, weit und breit.

Fußbreite

Die Ballenlinie an der Fußsohle ist die breiteste Stelle des Fußes.

Die Breite des Fußes entspricht ungefähr dem 2,7-fachen der Weite. Jedoch beeinflussen auch Spann (die Höhe des Fußrückens) und Fußform das Verhältnis von Ballenumfang und -maß. Zur bestmöglichen Ermittlung der Schuhgröße bedarf es daher immer einer Kombination aller Einheiten. Herr Wessels warnt jedoch davor, dass auch eine exakte Messung nicht die perfekte Größe garantiert:

„Auf die Frage: Können Sie meine Füße einmal genau vermessen? Lautet meine Antwort: Ja, ich kann Ihre Füße genau vermessen. Das hilft Ihnen aber nicht weiter. Im Gegenteil – Sie glauben dann, Ihre Schuhgröße genau zu kennen. Weil es aber keine genormten Schuhgrößen gibt und jeder Hersteller andere Formen verwendet, kann es sein, dass Ihnen vom Fabrikat A die Größe 46 gut passt, vom Fabrikat B benötigen Sie aber die Größe 47 oder eventuell sogar nur die Größe 45.”

Auch wenn die Vermessung in Eigenarbeit theoretisch möglich ist: Beim Schuhkauf sollten Sie immer einen Experten zu Rate ziehen. Denn das gesundheitliche Risiko eines falschen Schuhwerks ist nicht zu unterschätzen.

Gesundheitsrisiko falsches Schuhwerk

Wie groß die Gefahr schlecht sitzender Schuhe ist, zeigt das traurige Beispiel von Robert Wadlow. Der mit einer Größe von 2,72 m bis heute größte Mensch der Welt starb im Alter von 22 Jahren an einer Blutvergiftung, ausgehend von einer Blase am Fuß.

Auch wenn das eine Extremerscheinung war: Der Gefahren solcher Druckstellen oder auch von Fußfehlstellungen und Gelenkverschleiß sollten Sie sich bewusst sein. Und das Risiko steigt mit höherer Belastung – also auch mit höherem Körpergewicht. Füße schwerer Läufer sind zum Beispiel einer zwei bis vierfach höheren Belastung ausgesetzt.

Läufer auf dem Laufband

Mit höherem Gewicht steigt auch die Belastung auf Ihren Fuß – und die gesundheitlichen Risiken.

Fehlstellungen von Fuß und Zeh

Fußfehlstellungen können einerseits angeboren sein, andererseits aber auch durch falsche oder übermäßige Belastung der Füße ausgelöst werden, die wiederum sowohl von Übergewicht als auch von schlechtem Schuhwerk ausgehen kann.

„Schlecht sitzende Schuhe sorgen für eine Fehlstellung der Füße, mit der Konsequenz, dass der natürliche Gang beeinträchtigt wird“, warnt Kay Zimmer.

Ein dauerhaft zu hohes Gewicht auf manchen Teilen des Fußes kann zum Beispiel zur Absenkung des Fußlängsgewölbes und zur Bildung eines Plattfußes führen. Dabei bekommt der Fuß Kontakt zum Boden und es bilden sich Druckgeschwüre, die erhebliche Gehbeschwerden nach sich ziehen. Um diesen vorzubeugen, rät Herr Zimmer zur Nutzung spezieller Einlegesohlen.

Daneben begünstigt Übergewicht auch die Bildung von Knickfüßen. Eine erhöhte Überlastung in Kombination mit Bewegungsmangel führt zum Absenken des gesamten Fußgewölbes und einer Verstärkung der X-Stellung der Ferse. Die Folgen: Wirbelsäulenbeschwerden, Kniebeschwerden und Schmerzen durch Überlastung der schwachen Muskulatur im Fuß.

 

Druckstelle am Fuß

Druckstellen sind nicht zu unterschätzen. Sie können gefährliche Entzündungen hervorrufen.

Zuerst Fehlstellung, dann Arthrose

Eine erhöhte Belastung des Fußes kann auch Arthrose begünstigen. Der Gelenkverschleiß tritt häufig im Bereich des Sprunggelenks nach einer Ruhephase auf. Neben Überbelastung gelten auch Fehlstellungen und Entzündungen durch Druckstellen am Fuß als mögliche Entstehungsursache – alles begünstigt durch Übergewicht in Kombination mit falschem Schuhwerk.

Der perfekte Schuh in Übergröße

Der Schuh hat somit eine große Verantwortung für Sie und Ihre Gesundheit. Damit er diese wahrnehmen kann, sind Kompromisse bei Qualität und Passform Tabu. Vor allem bei Übergewicht ist „stabiles und weiches Schuhwerk Pflicht“, weiß Georg Wessels. Beim Kauf sollten Sie vor allem auf die Beschaffenheit von Material und Sohle sowie die Empfehlungen des Fachhändlers achten.

Sohle und Material – modisch und funktional

Die größte Last liegt auf der Fußsohle. Kay Zimmer sagt daher:

„Übergewichtige sollten beim Kauf das Augenmerk vor allem auf die Beschaffenheit der Sohle legen. Der Grund: Jede Schuhproduktion ist auf einen durchschnittlichen Standard ausgerichtet. Somit tendiert der Belastungsgrad weit unter den Anforderungen, die bei erhöhtem Gewicht eigentlich erfüllt werden müssten. Qualität ist hier das Zauberwort.

Zahlreiche Billigschuhe aus dem Discounter sind oftmals mit einer heißen Nadel genäht – mit der Folge, dass sich Nähte verhältnismäßig schnell lösen und die Sohle eine hohe Abnutzung aufweist. Eine stabile Sohle in Kombination mit einer hochwertigen Verklebung oder Vernähung des Schafts sind stets Merkmale einer guten handwerklichen Arbeit.“

Die Sohle muss in der Lage sein, die Ferse zu dämpfen und den Mittelfuß zu fixieren, um die Gelenke zu schonen.

Auswahl an Schuhen

Sie sind sich unsicher beim Schuhkauf? Mit einem robusten Material und einer solide Sohle sind sie schon mal auf einem guten Weg.

Gleichzeitig sollte das Material nicht zu fest sein und dem Fuß zwar Bewegungsfreiheit lassen, aber trotzdem stabilisieren. Diese Herausforderung meistern dehnbare und robuste Materialien – allen voran qualitativ hochwertiges Leder.

Schuhverkäufer bei Beratung

Die richtige Größe zu kennen, ist Voraussetzung für einen gut sitzenden Schuh – vertrauen Sie dabei auf einen Experten.

Hilfe vom Fachmann

Auch wenn Sie auf eine schonende Sohle geachtet, die richtige Größe bestimmt, und ein stabiles Material ausgewählt haben: vor allem bei Übergrößen sind die Unterschiede zwischen Modellen und Herstellern enorm. Ziehen Sie deshalb beim Kauf unbedingt einen Fachmann zu Rate, der Ihnen bei der Ausmessung und Modellwahl zur Seite steht.

Schuhe in Übergrößen finden Sie zum Beispiel beim Hersteller Josef Seibel, im Online Shop und Ladengeschäft von Schuhplus oder im Schuhaus Wessels.

Auch wenn ein Schuh vor allem für Männer vielleicht nur einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand darstellt: Seien Sie sich dessen Bedeutung für Ihre Gesundheit bewusst! Wie Sie sehen, drohen bei falschem Schuhwerk Risiken mit langfristigen Folgen.

Wir bedanken uns bei Herrn Wessels und Herrn Zimmer für die Tipps zum Schuhkauf bei Übergröße.

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